Der Tag, an dem ich Sven Strüver schlug

Sie kennen das Phänomen der selektiven Wahrnehmung sicherlich: Sie chippen aus zwei Metern ein und freuen sich. Wenn Sie es eine Woche später ihren Spielpartnern erzählen, sind es dann plötzlich schon drei Meter. Denken sie ein Jahr später an den Tag zurück, hat sich die Distanz plötzlich schon auf 20 Meter erhöht – und in zehn Jahren erzählt man dann seinen Kindern, dass man aus 180 Metern ein Hole-in-One erzielt hat. Darum wird der 30. Januar 2010 für die (bis dato noch imaginären) Mini-Linksgolfer als der Tag in die Geschichte eingehen, an dem ihr alter Herr einen dreifachen Gewinner der European Tour besiegte.

Aber ich greife vor. Zuerst sollte ich vielleicht mal erzählen, wie es dazu kam, dass ich Sven Strüver begegnete. Offensichtlich aus einer Schnapslaune heraus beschlossen Marc Spangenberger (Golf Lounge Hamburg), Martin Burmeister (GreenBC-AFTER-WORK-GOLF.net) und Stefan von Stengel (Golf-Fotograf) beim Neujahrsumtrunk, einmal auf der Alster Golf spielen zu wollen – so sie denn nach 13 Jahren erstmals wieder zufrieren sollte. Zugegeben keine ganz neue Idee: Ende der 80er flogen bereits einmal 50 Finnen ein um auf der Alster Golf zu spielen (weil es ja in Finnland an zugefrorenen Seen mangelt…).
Gesagt, getan: Als die Alster am 26.Januar tatsächlich eine tragfähige Eisdecke zierte, wurde kurzerhand der Golfclub AUF der Alster gegründet, wo ein 6-Loch-Kurzplatz auf die Verrückten wartete – der jeden Tag neue Herausforderungen in sich barg. Einmal konnte man auf der spiegelglatten Bahn mit dem Putter 100 Meter zurücklegen, den nächsten Tag musste man aufgrund des frischgefallenen Schnees dann doch mal ein Wedge oder Eisen auspacken.

Schnell war der Entschluss gefasst, dem fröhlichen Treiben beizuwohnen: Wo sich eine Horde bekloppter Golfer trifft, kann unsereins natürlich nicht fern bleiben. Also schnell zwei Schläger aus dem ausrangierten Eisensatz und einen Putter zusammengesucht und ab nach Hamburg. An einem Samstag. Morgens um 7. Mit der Bahn. Wer geglaubt hat, dass man als Golfer mit einem Dutzend Frauen in die Kiste springen muss, um eingewiesen zu werden, ist noch nie im Dunkeln bei Schneesturm mit einem Golfbag in öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren. Lassen Sie es mich mal so sagen: Wenn Mütter ihre Kinder ängstlich festhalten, ist das für gewöhnlich kein gutes Zeichen.

Nach zwei Stunden war dann endlich das erste Tee erreicht, wo bereits 20 Golfbags warteten – und erfreulicherweise keine Männer mit weißen Jacken. Stattdessen stand ein blauuniformiertes Trio dort, aber mehr dazu später. Die ersten vier Flights waren bereits auf dem Eis – zusammengestellt nach dem First come, first serve-Prinzip. Und so trudelten nach und nach meine Flightpartner ein: erst ein Lefty, dann kam eine junge Dame aus Richtung Kennedybrücke mit verschämt versteckten Golfschlägern übers Eis, und schließlich erschien ein energischer Herr mit voll ausgerüstetem Tragebag und Sonnenbrille. “Hi, ich bin Sven” – “Hi, ich weiß”.

Der ehemalige European-Tour-Profi und dreifache Tour-Sieger Sven Strüver hat seit langem eine freundschaftliche Verbindung zum After Work Golf-Net und bereits am Dienstag den zeremoniellen ersten Abschlag durchgeführt. Und nun stand er hier auf dem Eis, um mit mir sechs Loch zu spielen. Total bodenständig, superfreundlich, ein klein wenig ehrgeizig und immer für ein Späßchen bereit, kurz: ein Flightpartner wie man ihn sich nur wünschen kann. Und so ging es an den ersten Abschlag. “67 Meter”, meinte Strüver. Die beiden Flightpartner legten einen guten Abschlag hin, dann war ich an der Reihe. Also Ball auf einen kleinen Eishuckel gelegt, Sand Wedge raus und irgendwie landete der Ball vier Meter neben der Fahne. Dann war der Profi dran – und traf den Ball dermaßen fett, dass er nur 30 Meter weit flog. Zwar chippte er danach 1 Meter an die Fahne, aber es war zu spät: Ich Hacker hatte eine 2 gespielt, der Profi nur eine 3.

Und dann trat die Kavallerie auf den Plan. In weiser Voraussicht hatte ich der Polizei 20 Euro in die Hand gedrückte, dass sie die Veranstaltung abbrechen, sobald ich Sven Strüver im Sack habe – und sie hielt Wort (okay, zugegeben: die Tatsache, dass immer mehr Menschen aufs Eis strömten und die Uniformierten die Sicherheit durch die Golfbälle gefährdet sahen, mag ganz eventuell auch ein Grund gewesen sein). Und so war mein erstes Eis-Golfturnier leider auch schon wieder so schnell vorbei wie es angefangen hatte. Dennoch hat sich der Spaß gelohnt, und wenn die Alster noch mal wieder zufrieren sollte, bin ich sofort wieder dabei. Einzig schade, dass der hektische Abbruch dazu geführt hat, dass ich weder mit dem anwesenden Blogger-Kollegen noch mit den Organisatoren oder meinen prominenten Flightpartner richtig reden konnte. Aber auch Tiger Woods redet nicht viel mit seinen Gegnern, wenn er ihnen die Hammelbeine lang zieht. Also, Herr Strüver falls Sie mal eine Revanche wünschen, melden Sie sich…jederzeit.


Chip zum “Birdie”


Ein Profi bei der Arbeit


Die Niederlage ins Gesicht geschrieben…


Gruppenbild mit Profi


Spaßbremsen bei der Arbeit

(c) der Bilder: GreenBC-AFTER-WORK-GOLF.net

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