Die unzumutbare FedEx-Belastung in Perspektive gebracht

Das Leben eines Profigolfers ist eines der Härtesten. Diesen Eindruck konnte man in den letzten Wochen gewinnen, wenn man die Statements der Teilnehmer am FedEx-Cup gehört hat. Allenthalben wurde geklagt über die große psychische und körperliche Belastung, die es mit sich bringt, wenn man jede Woche um Millionenbeträge Geld spielen muss.

8000 Kilometer mussten die Profis zurücklegen, die seit dem Bridgestone Invitational alle sieben Turniere gespielt haben, hat die Golf Post in einem herzzerreißenden Artikel über die armen Profigolfer errechnet, in dessen mitleidigen Tenor auch die Kollegen von golf.de einstimmen. Dabei waren nur Hideki Matsuyama, Patrick Reed, Bill Haas und Webb Simpson bei allen Events dabei. Und nur ein weiterer hatte zumindest die letzten sechs Turniere in Folge gespielt: ein gewisser Billy Horschel. Wie negativ sich dies auf die Leistung ausgewirkt hat, haben wir ja alle gesehen.

Was die Beschwerden in erster Linie zeigen, ist, wie verwöhnt die heutige Generation an Profigolfern ist. “First World Problems” sagt der Amerikaner zu dem harten Schicksal, das sie tragen. Ein Umstand, dem wenigstens einer der intelligentesten Spielern auf der Tour Tribut zollte: Geoff Ogilvy. “Niemand wird uns bemitleiden, weil wir etwas fantastisches machen”, erzählte er der New York Times, “aber wenn sie wollen, dass wir sechs oder sieben der wichtigsten Turniere des Jahres innerhalb von zehn Wochen spielen, ist das einfach zu viel.”

Auf den ersten Blick eine sehr rationale Einschätzung der Turnierplanung, doch wenn man genauer darüber nachdenkt, muss man schon einmal hinterfragen ob den Profis nicht vielleicht etwas zu viel Zucker in den Hintern geblasen wird. Aufgrund der irrational hohen Preisgelder können sich die Stars der Szene nämlich einen Turnierplan leisten, der sie meist nur zwingt um die 25 Turniere im Jahr zu spielen. Ein Leben, um das sie jeder Normalsterbliche beneiden würde, aber darum geht es überhaupt nicht. Es geht einfach darum, dass die heutigen Profis offenbar vergessen haben was die geleistet haben, die vor ihnen kamen und ihnen den Weg bereiteten. Werfen wir doch einmal einen Blick auf den sehr gut dokumentierten Turnierplan von Byron Nelson aus dem Jahr 1945, als er 18 Turniere gewann – davon 11 am Stück.

  • 5.1., Los Angeles, Kalifornien
  • 12.1., Phoenix, Arizona
  • 18.1., Tucson, Arizona
  • 26.1., San Antonio, Texas
  • 1.2., Corpus Christi, Texas
  • 9.2., New Orleans, Louisiana
  • 16.2., Gulfport, Florida
  • 23.2., Pensacola, Florida
  • 1.3., Jacksonville, Florida
  • 8.3., Miami, Florida
  • 16.3., Charlotte, North Carolina
  • 23.3., Greensboro, North Carolina
  • 30.3., Durham, North Carolina
  • 5.4., Atlanta, Georgia

Zweimonatige Sommerpause, in der die meisten Profis zu dieser Zeit in ihren Heimatclubs Golfunterricht geben mussten.

  • 7.6., Montreal, Kanada
  • 14.6., Philadelphia, Pennsylvania
  • 29.6., Chicago, Illinois
  • 9.7., Kettering, Ohio
  • 26.7., Chicago, Illinois
  • 2.8., Toronto, Kanada
  • 16.8., Memphis, Tennessee
  • 23.8., Knoxville, Tennessee
  • 31.8., Nashville, Tennessee
  • 6.9., Dallas, Texas
  • 13.9., Tulsa, Oklahoma
  • 19.9., Spokane, Washington
  • 27.9., Portland, Oregon
  • 4.10., Tacoma, Washington
  • 11.10., Seattle, Washington
  • 14.12., Fort Worth, Texas

Insgesamt hat Byron Nelson 30 Turniere in diesem Jahr gespielt, darunter 14 Turniere in 14 Wochen. Würde man das heute von den Herren auf der PGA Tour verlangen, würden sie vermutlich sofort einen Verstoß gegen die Genfer Konvention wittern – und das obwohl viele von ihnen im eigenen Privatjet fliegen, im Fünfsterne-Hotel logieren und von den Turnierveranstaltern ein eigenes Luxusauto gestellt bekommen.

Byron Nelson hingegen bekam für seine übermenschliche Saison Preisgelder in Höhe von 59.200 Dollar – nach heutigem Kaufkraft-Wert ein Betrag von 782.000 Dollar, womit er in diesem Jahr mit Ach und Krach die Tourkarte gehalten hätte. Statt im Flugzeug tingelte Nelson gemeinsam mit seiner Ehefrau Louise (und teilweise in Fahrgemeinschaft mit anderen Profis) im Auto von Turnier zu Turnier. Auch wenn der Turnierkalender nach geographischen Aspekten angeordnet war keine entspannte Reise. Alleine die Fahrt von Tulsa nach Spokane war eine kleine Weltreise. Am 16.September noch hatte Nelson bei der Tulsa Open den vierten Platz belegt. Drei Tage später musste er schon wieder bei der Esmeralda Open am Tee stehen, eine Distanz von 3000 Kilometern – nach heutigem Straßennetz berechnet. Führt man sich vor Augen wie die Straßen und die Autos im Jahr 1945 ausgesehen haben, kann man sich in etwa vorstellen, dass 3000 Autokilometer vergleichbar sind mit 30000 Flugmeilen für die heutigen Profigolfer.

Doch nicht nur die äußeren Umstände, auch die golferische Belastung ist für die heutigen Golfer deutlich angenehmer. Nicht nur, weil man damals mehr Turniere spielen musste um überhaupt über die Runden zu kommen. Beispiel: PGA Championship. Wo Rory McIlroy dieses Jahr 72 Löcher an vier Tagen spielen musste, um die Trophäe in die Höhe zu stemmen, hätte Byron Nelson für seinen Sieg bei dem damals im Matchplay ausgetragenen Turnier theoretisch 144 Löcher in sieben Tagen gehen können. (Effektiv waren es 135) – also im Schnitt eine Woche lang mehr als 19 Löcher bei höchster Konzentration.

Und was die von einigen heutigen Profis angesprochene psychische Belastung betrifft: Wenn in der damaligen Zeit selbst bei den besten Golfern von jedem Turnier die Existenz für die eigene Familie abhing und man in der Saison nicht einfach mal nach Hause zu seinen Liebsten reisen konnte, war die psychische Belastung wohl etwas höher als bei einer Tour Championship, wo selbst Spieler in einer “Auszeit” noch fürs Nichtstun 300.000 Dollar bekommen. Hunderte ihrer Kollegen würden töten um einmal im Leben diese intensive Belastung mit WGCs, Majors, FedEx-Cup und Ryder Cup haben zu dürfen.

Natürlich ist die höhere Belastung am Ende der Saison nicht abzustreiten. Aber es scheint einfach, dass manche Profis in ihrer beschützten PGA-Tour-Blase den Sinn für die Realität verloren haben. Denn nach diesen intensiven zwei Monaten wartet für die meisten von ihnen ein zwei-drei-monatiger Urlaub. Und über die langen Ferien von Lehrern werden immer Witze gemacht. Davon abgesehen: Niemand zwingt die Spieler, an allen Turnieren teilzunehmen. Zumal sie nicht müde werden, zu betonen, dass sie freie Unternehmer und keine Angestellten der PGA Tour sind. Doch weil sie das Geld natürlich gerne mitnehmen, treten sie überall an. Nahezu alle, die sich beschwerten, hätten beispielsweise auch die Option gehabt, eines der Playoff-Turniere auszulassen ohne die eigenen Chancen nachhaltig zu schmälern. Rory McIlroy hätte locker zwei der drei ersten Turniere auslassen können, Martin Kaymer und etliche andere zumindest einmal das Barclays. Also entweder man verzichtet auf Geld oder man lässt das jammern. Denn machen wir uns nichts vor: wegen dem Ruhm ist bei den Playoffs keiner dabei. Wer weiß schon heute noch, wer den FedEx-Cup 2009 gewonnen hat?

Gamezeen is a Zeen theme demo site. Zeen is a next generation WordPress theme. It’s powerful, beautifully designed and comes with everything you need to engage your visitors and increase conversions.

Kategorien