Ivor Robson, die graue Eminenz der Open Championship

Einen Satz hört man bei Golfübertragungen immer wieder. Nein, wir reden hier nicht über die Deppen, die ständig “Get in the Hole” schreien. Vielmehr geht es um den ersten Satz, den jeder Golfprofi vor seiner Runde hört – bei Martin Kaymer wird es heute nachmittag beispielsweise sein “This is game number 31. On the tee from Germany: Martin Kaymer” – wobei das Kaymer mit einer leicht erhöhten Tonlage ausgesprochen wird.

Seit mittlerweile 35 Jahren ist dies die gleiche Routine bei Open Championships, denn seit so langer Zeit ist der Schotte Ivor Robson der offizielle Starter. Der ehemaliger Golfprofi, der von 1964 bis 1974 auf der Scottish Pro Tour aktiv war, setzte seiner Karriere ein Ende weil er – und dies ist entweder ein herrlicher Zufall oder eine großartig von Robson in die Welt gesetzte Legende – Angst davor hatte, seinen Namen auf dem ersten Abschlag zu hören. “Sobald ich auf der Runde war, war alles in Ordnung. Aber der erste Abschlag hat mich so nervös gemacht, dass ich Profigolf aufgeben musste”, erzählte er 1999 gegenüber dem US-Magazin “Sports Illustrated”.

Stattdessen fand er einen Job als Berater des britischen Golfzubehör-Hersteller Apollo Golf Shafts, der neben PR-Arbeit und dem Umwerben von Profis auch das starten von Golfturnieren umfasste. Einen Job, den er so gut machte, dass er mittlerweile als Stimme des europäischen Golfs gilt. Seit Jahren ist er der offizielle Starter sämtlicher Events der European Tour und auch beim Ryder Cup und beim Solheim Cup hat man sich seine Dienste gesichert. Was Robson neben seiner amüsant hohen Stimmlage auszeichnet, ist sein typisch britisches Understatement. Anders als seine Kollegen auf der PGA Tour macht er keinen großen Wirbel um einzelne Spieler. Jeder Golfer, ob nun 14-facher Majorsieger oder 16-jähriger Amateur erhält die gleiche Ansage. Einzige Ausnahme: Der Titelverteidiger bekommt ein “defending champion” eingebaut.



Das Erstaunlichste an Robson ist aber seine Professionalität. In 35 Jahren hat er noch nie einen Arbeitstag verpasst oder ist auch nur eine Minute zu spät gekommen. Und wie die Golfprofis unterzieht er sich vor jeder Open einem richtigen Trainingsregime. Weil er in den ersten beiden Runden von 6.30 Uhr morgens bis 16.21 Uhr nachmittags ohne eine einzige Pause an seinem Pult steht, bereitet er seinen Körper auf die Strapazen vor. Nach seinem persönlichen Mantra “Wo nichts reinkommt, kommt auch nichts raus”, reduziert er nach und nach die Getränke- und Nahrungszufuhr, denn auch eine Toilettenpause kommt für ihn nicht in Frage. Während einer Open besteht seine Nahrungszufuhr dann auch nur aus einem Sandwich und einem Mineralwasser gegen 18 Uhr. “Ärzte würden Ihnen sagen, dass das nicht gesund ist”, sagte Robson 2003 der Daily Mail über sein Regime, das ihn bei jeder Open 7 Kilo abnehmen lässt, “aber für mich hat es mittlerweile schon 30 Jahre funktioniert”.

Ein typischer Arbeitstag sieht für den Mann, der sein Alter geheim hält (aktuelle Schätzungen sehen ihn bei 62 Jahren) so aus: Kurz vor 5 Uhr morgens klingelt sein Wecker. Er schlüpft in sein traditionelles All-Wetter-Outfit (dunkle Hose, weißes Hemd, grüne Krawatte, grünes Sakko) und macht sich auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz, wo er eine Stunde vor dem ersten Flight antrifft. Er legt seine Utensilien auf seinem Pult ab, steckt seinen Regenschirm in den Boden, testet das Mikrofon, stapelt die Scorekarten auf und wartet auf die erste Gruppe Spieler.

Für die ist er mittlerweile eine Art Maskottchen geworden. Denn Robson prüft nicht nur, ob sie einen regelkonformen Ball spielen und die korrekte Zahl an Schlägern im Bag haben (1998 ersparte er Ignacio Garrido bei der Open dadurch zwei Strafschläge) und übergibt Scorekarte, Platzregeln und Pin Positions, er dient auch als Psychologe. Nach 35 Jahren hat er ein gutes Gespür dafür entwickelt, welche Spieler am ersten Tee ein aufmunterndes Wort brauchen und wen man besser in Ruhe lässt. Und manche überspielen ihre Nervosität damit, dass sie mit Robson ihre Streiche spielen. “Sam Torrance hat immer versucht, mich aus der Ruhe zu bringen, indem er mir während meiner Ansagen den Driver auf den Fuß klopft. Und Jean Van De Velde spricht immer meine Sätze aus, bevor ich sie sage”, weiß Robson. Erfolg hatten sie noch nie, sein einzig belegter Fauxpas war beim Ryder Cup 2006 als Robson die Fourballs als Foursomes ankündigte. Einen Spielernamen falsch ausgesprochen hat er allerdings bis heute nicht. Wenn er dann doch auf der Startliste einen neuen, schwierigen Namen entdeckt, fragt er den Spieler einfach vorher, wie er ausgesprochen werden möchte.

Doch auch wenn er versucht ein gutes Verhältnis zu den Spielern aufzubauen. Wenn jemand zu spät auf dem Abschlag erscheint, erhält er zwei Strafschläge, oder wird disqualifiziert – ganz egal wer er ist. Denn wenn Robson eines verhindern will, dann den Eindruck, dass er den einen oder anderen Spielern favorisiert. Deshalb packt er nach getaner Arbeit seine Sachen zusammen und geht ins Hotelzimmer zurück, statt das Geschehen vor Ort zu verfolgen. Er mag mehr erste Abschläge gesehen haben, als jeder andere Mensch auf dem Planeten – dafür hat er jedoch nie den Siegesputt auf der 18 verfolgt. Dennoch ist Robson überzeugt, dass er den besten Job auf der Welt hat. Wie lange er ihn noch ausüben wolle, fragte die Montreal Gazette einmal. Robsons Antwort darauf war ein Beleg dafür, wie professionell er die ganze Sache betreibt. “Der Tag an dem ich einen Stuhl und ein Sandwich am erste Abschlag brauche, ist der Tag an dem ich Schluss mache.”

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