In wirtschaftlichen Krisenzeiten gehören Zeitschriften zu den am ärgsten gebeutelten Branchen. Da viele Firmen als erstes das Werbebudget zusammenstreichen, gehen den Verlagen die Anzeigenkunden aus, die oft noch vor den Kiosk-Verkäufen die Hauptfinanzierungsquelle der Blätter sind. Man muss also ein gewisses Verständnis haben, wenn auch Golfmagazine nach kreativen Ideen suchen, wie sie ihren Kunden die Anzeigenplatzierung schmackhaft machen.

In der neuesten Ausgabe vom Golf Magazin, die ab morgen am Kiosk liegt, wirft eine in der Leserbrief-Rubrik abgedruckte Zuschrift der Redaktion indirekt vor, sie würde in ihren Tests Marken unterschlagen, <% image name="golfmag" style="margin:10px" align="right"%>
die keine Anzeigen im Heft schalten. Ein Vorwurf, den die Redaktion in der Antwort entschieden von sich weist. Völlig zu Recht, denn viele der Tests, insbesondere die jährliche Hot List, stammt 1:1 aus dem US-Schwestermagazin Golf Digest. Sie könnten also höchstens davon abhängen, welche Anzeigenkunden dort werben. Aber das nur nebenbei bemerkt.

Es entbehrt jedoch nicht einer gewissen Ironie, dass im gleichen Heft, in dem man sich gegen die Vorwürfe verwehrt, redaktionellen Inhalt gegen Anzeigen einzutauschen, eine zumindest sehr fragwürdige Promotion stattfindet. Unter dem Deckmäntelchen einer Masters-Vorschau trifft die deutsche Golf-Ikone Bernhard Langer dabei einen ehemaligen Rennfahrer einer deutschen Automarke. Auf 16 Seiten findet sich dort neben teilweise tatsächlich interessanten Informationen in erster Linie Werbung für die Modelle der Edelmarke. Dass es auch wirklich Werbung ist, erkennt man daran, dass man sich den Beitrag auch als PDF auf der Firmen-Website herunterladen kann.

Grafisch ist der ganze Beitrag so aufgebaut, dass er sich – außer durch eine andere Typographie – nicht eindeutig vom redaktionellen Inhalt des Heftes unterscheiden lässt und damit nicht unmittelbar als Anzeige zu erkennen ist. Wenn diese sichtbare Trennung zwischen Anzeige und Redaktion nicht gegeben ist, schreibt das Werberecht vor, dass das Wort Anzeige darüber steht – so wie es das Golf Magazin auch an anderen Stellen im Heft macht, an denen Werbung ebenfalls wie redaktioneller Inhalt gestaltet ist. Nur auf diesen 16 Seiten findet sich nicht ein einziges Mal das Wörtchen Anzeige, was den Verdacht unlauterer, oder wie es früher hieß, sittenwidriger Werbung zumindest nicht abwegig erscheinen lässt.

Sollte sich tatsächlich jemand beim Werberat darüber beschweren, wird sich das Golf Magazin vermutlich (erfolgreich) damit rausreden, dass die Strecke durch eine als Werbung gestaltete Seite ein- und ausgeführt, und damit vom Rest des Heftes abgegrenzt sei. Außerdem gibt es ja klein am unteren Rand eigene Seitenzahlen. Doch die Tatsache, dass diese erste Werbeseite nirgends als Auftakt einer Kooperation angekündigt ist, und die 16 Seiten in der Nummerierung des Heftes ganz normal mitgezählt werden, lässt das Ganze doch zumindest fragwürdig erscheinen. Man hätte das Ganze ja auch einfach, wie bei solchen Sonderpromotionen üblich, in die Heftmitte packen können, aber wie schon gesagt: verzweifelte Situationen fordern verzweifelte Maßnahmen. Mal sehen was uns die Werbekrise noch an Auswüchsen bringt – nicht nur beim Golf Magazin.

Und wo ich mich gerade so schön in Rage geredet habe, noch ein dezenter Hinweis an den verehrten Herrn Chefredakteur des Golf Magazins, der bei seinem Masters-Tipp auf Phil Mickelson setzt, weil “Linkshänder (…) durch die stärkere Nutzung beider Gehirnhälften Probleme komplexer wahrnehmen und visualisieren können”. Schöne Idee, dummerweise ist Phil Mickelson jedoch Rechtshänder, der nur linkshändig Golf spielt. Aber schon okay: Man sollte sich einen schönen Textansatz nicht durch Fakten ruinieren lassen – vor allem, wenn man Rechtshänder ist.

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