Die 10 dominantesten European Tour Siege

Anlässlich von Martin Kaymers beeindruckendem Sieg bei der Abu Dhabi Championship mit 8 Schlägen Vorsprung gegen ein prominentes Starterfeld redeten viele von dem herausragendsten Sieg, den es je auf der European Tour zu sehen gab. Eine spannende These, die eine Überprüfung wert ist. Folgende Kriterien sollten dabei erfüllt sein: Der Sieger muss souverän triumphieren und sollte sich spätestens in der zweiten Runde an die Spitze des Feldes gesetzt und seine Führung über die letzten beiden Tage weiter ausgebaut haben. (Ausnahme: Wenn jemand bereits zweistellig führte und nur noch verteidigen muss). In allen vier Runden sollte – im Vergleich zum Rest des Feldes – ein guter Score herausgesprungen sein. Und schließlich ist eine würdige Konkurrenz nötig. So fiel Colin Montgomeries Sieg bei der Portugues Open 1989 mit 11 Schlägen Vorsprung unter den Tisch, da kein Spieler von europäischem bzw. weltweitem Format am Start war. Eine kleine Einschränkung noch: Die Turniere der World Golf Championship, die vom Charakter eher amerikanisch geprägt sind, sowie die Majors wurden nicht berücksichtigt – mit Ausnahme der Open Championship, da diese als einziges Major von Anfang an offiziell zur European Tour zählte.

10. Retief Goosen (Johnnie Walker Classic, 2002)

Heute denkt man bei diesem Sponsor in erster Linie an ein Turnier in Südafrika mit lokaler Golfprominenz. 2002 war aber der australische Lake Karrinyup Country Club Austragungsort und zog eine etwas stärkere Konkurrenz an: Immerhin drei aus den damaligen Top 10 der Weltrangliste waren am Start. Die ersten beiden Runden ließen noch nicht die Dominanz erahnen, mit der Goosen das Turnier gewinnen sollte. Mit einer zwei unter Par lag der Südafrikaner drei Schläge hinter dem Führenden Thongchai Jaidee auf Platz vier, einen Tag später hatte Goosen mit einer 68 schon die Spitze erobert. Und dann kam der Samstag. Mit einer 63 blieb Goosen nicht nur neun unter Par, er baute seine Führung auch noch von einen auf sage und schreibe 13 Schläge aus – bis heute die höchste 54-Loch-Führung der European-Tour-Geschichte. Danach schaltete Goosen auf Ergebnisverwaltung zurück und kugelte eine 73 ins Clubhaus. Doch die Konkurrenz spielte ohnehin nur noch um Platz zwei: acht Schläge Vorsprung blieben am Ende.

9. Tony Jacklin (Scandinavian Open, 1974)

Auf den ersten Blick macht das Ergebnis von Tony Jacklin nicht viel her. Even Par in der ersten Runde, in der Schlussrunde gar 5 über Par. Da kann man doch kaum von einem dominanten Sieg reden, oder? Kann man. Denn die Bedingungen im Malmöer Bokskogens Golf Club waren äußerst schwierig. So schwierig, dass sich Jacklin mit seiner Even Par Runde bereits von Anfang an an die Spitze des Feldes setzte. Auch seine zweite Runde, eine 65 war die Beste des Feldes und brachte Jacklin bereits drei Schläge vor Sam Torrance in Front, einer der Top-Spieler dieses Turniers bei dem immerhin sieben aus den Top 10 der europäischen Geldrangliste antraten. Die dritte Runde von Jacklin, eine eins unter Par, war erneut die Rundenbestleistung und brachte den Engländer zehn Schläge in Front. Und die fünf über Par zum Abschluss reichten sogar, um den Vorsprung auf 11 Schläge auszubauen und war immerhin noch die achtbeste des ganzen Feldes.

8. Ernie Els (Dubai Desert Classic, 1994)

Seinen ersten Sieg auf der European Tour machte Ernie Els zu etwas Unvergesslichem. Unter Anwesenheit von 3 Spielern aus den Top 5 der Weltrangliste legte der Südafrikaner los wie die Feuerwehr. Eine 61 im Emirates Golf Club, bis heute noch der gültige Platzrekord, brachte Els nach der ersten Runde mit 5 Schlägen in Front. Näher sollten ihn seine Konkurrenten, darunter Retief Goosen, Fred Couples und Bernhard Langer, nicht mehr zu sehen bekommen. Bis zur dritten Runde hatte Els den Vorsprung auf acht Schläge ausgebaut und zeigte, trotz der Aussicht auf seinen ersten großen Profisieg, auch in der Schlussrunde keine Nerven. Am Ende hatte er sechs Schläge Vorsprung auf Greg Norman.

7. Ken Brown (Glasgow Open, 1984)

Es war vielleicht kein weltweites Elitefeld, dem Ken Brown einen Tritt in den Allerwertesten verpasste, aber auch die Crème de la Crème Europas (7 der Top 10 der europäischen Moneyliste des Jahres) schlägt man nicht so einfach im zweistelligen Bereich: Sandy Lyle, Ian Woosnam, Ronan Rafferty, Ian Baker-Finch und Co. konnten sich nur verwundert die Augen darüber reiben, was der Schotte bei seinem Heimatevent ablieferte. Mit einer 63 setzte er sich schon nach 18 Loch um 4 Schläge von seinem Landsmann Gordon Brand jr. ab. 65 Schläge später lag Brown schon sieben Schläge in Front, und als er in Runde drei noch eine 67 hinterherschob, konnte er seine Konkurrenz selbst mit einem Fernglas nur noch schemenhaft erkennen. Elf Schläge trennten ihn von Bernhard Langer – ein Abstand, den Brown trotz einer 71 bis zum Schluss hielt, dort allerdings auf Sam Torrance.

6. Tiger Woods (Open Championship, 2005)

Die dominantesten Open-Siege finden irgendwie immer auf dem Old Course von St. Andrews statt, besonders wenn der Name Tiger Woods im Spiel ist. 2005 gelang ihm als erster Golfer seit Tom Weiskopf 1973 und als zweiter Golfer in 70 Jahren ein Start-Ziel-Sieg. Mit einer 66 ging er gleich nach Runde 1 alleine in Führung. Eine anschließende 67 ließ die von Colin Montgomerie angeführte, verzweifelte Konkurrenz bereits vier Schläge zurück. Einzig die etwas schwächere dritte Runde verhindert, dass sich dieser beeindruckende Sieg in den Top 5 wieder findet. Denn mit einer 71 ließ Woods Monti, Goosen und Jose-Maria Olazabal zumindest eine Nacht lang wieder Hoffnung schöpfen. Doch am nächsten Tag brachen die Konkurrenten reihenweise ein während Woods durch eine solide 70 zu einem nie gefährdeten Sieg mit 5 Schlägen kam.

5. Ernie Els (BMW Asian Open, 2005)

Lässt man einmal Tiger Woods’ Sieg bei der U.S. Open in Pebble Beach außen vor, war dieser Triumph von Ernie Els der deutlichste, der jemals auf der European Tour erzielt wurde. Nur die Tatsache, dass er gegen ein durchschnittliches Feld (nur drei Spieler aus den Top 20 der Weltrangliste waren am Start) herausgespielt wurde, verhindert eine höhere Platzierung in dieser Liste. In der ersten Runde konnten allerdings noch 6 Spieler mit Els mithalten. Schlaggleich nach einer 67 ging es in die zweite Runde. Doch dann sagte der Südafrikaner mit einer 62 Good Bye zur Konkurrenz. Die vier Schläge Vorsprung wurden in Runde drei zu 5 Schlägen, doch die wahre Demütigung begann erst mit der Schlussrunde. Lediglich drei Spieler schafften es dort unter 70 zu bleiben. Und Els? Der spielte ganz lässig eine 65 und hatte zum Schluss zwei Par 4 und ein Par 5 Vorsprung auf den Rest.

4. Martin Kaymer (Abu Dhabi Championship, 2011)

Was Martin Kaymers Sieg bei der Abu Dhabi Championship auszeichnet, war die unglaubliche Konstanz mit der er zu Stande kam. Man hätte ihn vermutlich nachts um zwei wecken können und er hätte dennoch mal eben eine 66 rausgehauen. Angesichts der Qualität des Feldes – 6 Spieler aus den Top 10 der Welt, 11 Spieler aus den Top 20 waren vertreten – und der Lässigkeit mit der der Sieg herausgespielt wurde, kann man Kaymers Triumph durchaus für den dominantesten European-Tour-Sieg überhaupt ins Gespräch bringen – besonders wenn man auch die Open Championship außen vor ließe. Dennoch hat es nicht ganz nach an die Spitze gereicht, da die anderen drei Turniere noch tiefer besetzte Felder und/oder dominantere Ergebnisse hervorbrachten. Denn in der ersten Runde musste sich Kaymer trotz einer 67 noch mit dem sechsten Platz begnügen. Es war seine schlechteste Runde des Turniers. Eine 65 und zwei 66er brachten den deutschen Ausnahmespieler an die Spitze und ließen ihn erst mit drei, dann mit fünf und schließlich mit acht Schlägen Vorsprung von der Spitze grüßen.

3. Louis Oosthuizen (Open Championship, 2010)

Als Louis Oosthuizen nach einer 65 und einer 67 mit 5 Schlägen Vorsprung an der Spitze der Open Championship lag, warteten alle auf den Einbruch – schließlich hatte der Südafrikaner wenig Erfahrung bei großen Turnieren und dahinter lauerten Namen, die schon ganz andere Spieler in Ehrfurcht erstarren ließen. Doch der Einbruch kam nie. Oosthuizen spielte auch Runde 3 (69) und Runde 4 (71) souverän unter Par und lag am Ende sieben Schläge vor seinem ärgsten “Verfolger” Lee Westwood – der zweitgrößte Open-Vorsprung seit fast 100 Jahren.

2. Dale Hayes (French Open, 1978)

Vielleicht der überraschendste Eintrag in dieser Liste. Zum Einen weil der Sieg schon so lange her ist, dass sich die wenigsten daran erinnern können, zum Anderen weil Dale Hayes nicht gerade ein geläufiger Name ist. Vier Siege erspielte der Südafrikaner auf der European Tour und keiner war eindrucksvoller als sein Triumph bei der French Open. Das Turnier zieht aufgrund seiner Tradition, seines Prestiges und des ordentlichen Preisgeldes seit jeher ein exzellentes Teilnehmerfeld an, und 1978 bildete keine Ausnahme. Die gesamte Top Ten der europäischen Geldrangliste war vertreten, dazu viele weitere europäische Schwergewichte und aus den USA sogar die Major-Gewinner Johnny Miller und Billy Casper – auch wenn deren beste Zeit schon ein Weilchen zurück lag. Doch in dieser Woche hätte Dale Hayes vermutlich auch eine Kombination aus Jack Nicklaus, Tiger Woods und Arnold Palmer in die Schranken verwiesen. Hayes eröffnete mit einer 66 im La Baule Golf Club und lag damit bereits zwei Schläge in Front. 69 Schläge später führte er mit drei Schlägen vor den beiden Ballesteros-Brüdern, die anschließend aber nur noch eine Staubwolke zu sehen bekamen. Mit zwei 67ern setzte sich Hayes so weit ab, dass er am Ende mit elf Schlägen Vorsprung vor dem großen Severiano Ballesteros triumphierte.

1. Tiger Woods (Open Championship, 2000)

Wie bei so vielen Bestenlisten taucht der Name Tiger Woods auch hier ganz vorne auf. Schließlich ist er der dominante Spieler der letzten 40 Jahre. Und nirgends dominierte er so wie in St. Andrews. Fünf Jahre später sollte er der erste Wire-to-Wire-Sieger seit Jahrzehnten werden (siehe oben), aber 2000 gelang ihm ein noch größerer Triumph. Seit John Henry Taylors Sieg 1913 in Royal Liverpool hatte niemand mehr mit mehr als 7 Schlägen Vorsprung die Open Championship gewonnen. Tiger Woods besserte auch diese Statistik auf. Nach einer 67, die den Amerikaner auf den zweiten Platz in Lauerposition brachte, setzte sich Woods in Runde 2 mit einer 66 gleich mit drei Schlägen Vorsprung an die Spitze. Eine weitere 67 ließ die Führung vor Thomas Björn und David Duval auf sechs Schläge Vorsprung anwachsen, und seine vierte Runde unter 70 sicherte dem Tiger den ungefährdetsten Open-Sieg eines Spielers, der nicht auf den Namen Tom Morris hört: 8 Schläge.

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