Ein Resortplatz auf Steroiden
Linksgolfer
4
Pluspunkte
Die Victorian Corner ist ganz nett
Guter Pflegestand
Top-Service
Schöne Driving Range
Negativpunkte
Langweilig designte Bahnen
Zu lange Wege
Überteuertes Greenfee
4

Ah, endlich Ruhetag, Nach so langer Pause und zwei Tagen Golf in Folge tut einem jeder Muskel im Körper weh. Da trifft es sich gut, dass für den Donnerstag keine Teetime im Voraus gebucht wurde und Erholung angesagt ist. Dumm nur wenn dann dieser Tag das mit Abstand schönste Wetter der Woche bietet mit strahlendem Sonnenschein und mehr als 20 Grad plus. Da miaut der Muskelkater doch gleich viel weniger intensiv. Und überhaupt: Das Mindesthaltbarkeitsdatum der Voltaren-Packung nähert sich auch rasant. Wäre doch eine Verschwendung, das gute Zeug nicht zu nutzen. Also Golfbag ins Auto gepackt, schnell aus dem Hotel verschwunden (wodurch das Durchschnittsalter dort um schätzungsweise 10 Jahre anstieg) und auf zu einem vielversprechenden Golfplatz. Die Wahl fiel auf den Victoria-Platz des Oceanico Golf Clubs.

Wem der Name bekannt vorkommt: Hier veranstaltet die European Tour in jedem Jahr das Portugal Masters. Entsprechend sind auch die Greenfee-Vorstellungen: Schlappe 150 Euro wird man für 18 Loch los. Doch offensichtlich sinken mit der Uhrzeit auch die Preise. Für eine Teetime nach 14 Uhr verlangte die Dame im Pro Shop nur noch 72 Euro – darin enthalten ein Trolley sowie unbegrenzte Bälle auf der Driving Range, die in liebevollen Pyramiden an den Abschlagplätzen liegen. Unter einer Bedingung: Bitte keine Jeans. Nun gut, das Ganze wäre überzeugender gewesen, wenn sie vorher nicht zwei übergewichtige Engländer in viel zu kurzen Shorts anstandslos auf die Anlage gelassen hätte, aber sei es drum: Die Jeans waren sowieso nur Übergangskleidung, schließlich wollten die Umkleideräume der Profis ausprobiert werden. Die waren zwar nicht sonderlich luxuriös hatten dafür aber ein besonderes Flair – nicht zuletzt weil die Spinde von den Namen der Profis geziert wurden, die an dem Turnier bereits teilgenommen haben: Von K.J. Choi über Zach Johnson bis Sergio Garcia.

Also ab zum ersten Abschlag, was einen strammen Fußmarsch von mehreren hundert Metern bedeutete. Ein Szenario, dass sich – im wahrsten Sinne des Wortes – zu einem Running Gag entwickelte. Um möglichst viele Zuschauer während des Profiturniers unterzubringen ohne sie dabei in Lebensgefahr zu bringen, wurden die Löcher doch recht weit voneinander entfernt angelegt. So ist der Platz zwar auf der Scorekarte „nur“ 6100 Meter von Gelb lang, doch durch die Fußwege werden bestimmt 8-9 Kilometer daraus (die zusätzlichen Meter durch das eigene unfähige Spiel nicht mitgerechnet). Gefühlt war der Platz ohnehin länger, denn nicht nur herrschte auf den meisten Bahnen Gegenwind, die Fairways waren dazu noch dermaßen mit Wasser vollgesogen, dass die Bälle dort liegen blieben, wo sie landeten. So spielte sich gleich das erste Loch (393 Meter, strammer Gegenwind) eher wie ein Par 5 denn als Par 4.

Auffälligstes Gestaltungselement sind die vielen Ondulierungen des Fairways und des Roughs sowie die wenigen Bäume und die damit verbundene Windanfälligkeit. Ein wenig erinnert die Anlage an den Rethmar Golf Links bei Hannover. Was nicht weiter verwundern kann, schließlich wurden beide Plätze vom großen Arnold Palmer entworfen. Das erstaunliche an Victoria ist allerdings, dass er nicht wie aus einem Guss gestaltet wirkt. Während auf den ersten Neun lediglich an einem Loch mal das Wasser ins Spiel kommt, kann man auf den zweiten Neun die Kugel nahezu auf jeder Spielbahn versenken. Daher finden sich hier auch die bekanntesten und schönsten Bahnen des Platzes.

Da wäre zum einen die aus den Löchern 11, 12 und 13 bestehende „Victorian Corner“, wobei Corner vielleicht die falsche Begrifflichkeit ist. Bei dieser Wortwahl denkt man unweigerlich an die sehr enge Amen Corner in Augusta. Hier hingegen finden sich in dem Dreieck ein kurzes Par 4, ein 500 Meter langes Par 5 und ein Par 3, die durch einen langgezogenen See voneinander getrennt werden. Das Signature Holes schlechthin sind aber die 17 und die 18. Mit über 500 Metern ist die vorletzte Bahn das längste Loch des Platzes und auf der rechten Seite warten insgesamt 12 Teiche auf den Spieler, zwei davon in unmittelbarer Nähe des extrem kleinen Grüns. Eine ähnliche Herausforderung bietet das Schlussloch, das mit über 400 Metern (Par 4) und Wasser an der gesamten linken Seite des Fairways und vor dem Grün noch einmal alles dem Spieler abverlangt.

Doch trotz dieser Highlights bleibt festzustellen, dass der Victoria-Kurs in erster Linie vom Ruf lebt, Austragungsort eines European Tour Events zu sein. Die 150 Euro, die für das reguläre Greenfee anfallen, kann man auf anderen Plätzen an der Algarve durchaus besser anlegen, u.a. auch auf zwei anderen Plätzen der Oceanico-Gruppe. Sowohl der Old Course als auch der O’Connor jr. Course sollen sich laut Gesprächen mit anderen Golfern deutlich reizvoller gestalten. Ein wenig erinnert dies an Gut Kaden, der eigentlich auch ein eher durchschnittlicher Platz ist, aber viele Greenfee-Spieler anzieht, weil er im Fernsehen zu sehen war und durch die übertragenen Ereignisse spektakulärer daherkommt als er tatsächlich ist. Was man jedoch sagen muss, ist, dass der Pflegezustand sehr hoch ist und man vom Valet-Service über das Clubhaus bis hin zur Gastronomie den Eindruck bekommt, in einer wirklichen Top-Anlage zu spielen. Wer so etwas zu schätzen weiß, kommt auf dem Victoria-Kurs auf jeden Fall auf seine Kosten.

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