Gramacho bietet einen gut gepflegten Platz, der nicht zu herausfordernd ist
Linksgolfer
4.5
Pluspunkte
Guter Platzzustand
Ein Platz zum Selbstbewusstsein tanken
Ordentlich gestaltete Grüns
Negativpunkte
Zu viel Bebauung
Die obligatorische Wasserfontäne
0

Ganz so hätte ich mir die erste Golfrunde in Portugal nicht vorgestellt. Nach vier Wochen Golfpause trafen wir in Gramacho ein, immerhin Austragungsort der Qualifying School für die European Senior Tour. Bei einer solchen Referenz erwartet man einiges, vor allen Dingen eine Driving Range. Doch die ist nur per Shuttle-Service erreichbar und den wollten sie für ein paar Deutsche partout nicht einrichten. So ging es also mit einem Kaltstart an den ersten Abschlag, wo der britische Starter uns zu den gelben Tees wies, was den recht anspruchsvollen Kurs in einen 5500 Meter kurzen Pitch-and-Putt-Platz verwandelte. Nun gut, vielleicht nicht das schlechteste für den Auftakt der Golfreise – zumal Loch 1 von Gramacho für notorische Slicer ein echter Albtraum ist: die gesamte rechte Seite der Bahn wird von 500.000 Euro teuren Villen begrenzt.

Glücklicherweise kann mich so etwas nicht schrecken. Nicht, dass mein Spiel so souverän wäre, dass ein Slice nicht vorkommt – doch als Linkshänder geht meiner in die entgegengesetzte Richtung. Mit dieser Sicherheit im Unterbewusstsein flog der Ball schnurgerade aufs Fairway, perfekte Linie zum Grün, 120 Meter bis zur Fahne. Und nur sechs Schläge später war der Ball auch schon im Loch. Was für ein grandioser Auftakt. Und genauso ging es weiter: Perfekter Abschlag und danach nur getoppte Schläge, die ich auch mit dem Putter nicht besser hätte ausführen können. Was macht man also wenn nur der Driver und der Putter funktioniert? Genau: Man drived das Grün.

Ich würde zwar gerne behaupten, dass es beabsichtigt war, aber letztlich war es eine Kombination günstiger Umstände (heftiger Rückenwind, guter Bounce, perfekter Schlag), die dazu führten, dass mein Abschlag am 307 Meter langen Loch 3 kurz vorm Grün landete, am verdutzten Vorflight vorbei rollte und hinter dem Grün im Rough endete. Nun will ich niemanden mit einer minutiösen Analyse meiner Runde langweilen – so etwas nervt schon im Clubhaus. Vielmehr geht es mir darum zu zeigen, wie ein einziger Schlag die ganze Runde verändern kann. Denn nach diesem Drive waren plötzlich alle Probleme der ersten beiden Löcher vergessen. Von der 3 bis zur 11 spielte ich 1 über Par (zugegeben unterstützt von einem Lucky Bounce auf dem Cartpath, der den Ball an einem weiteren kurzen Par 4 bis 20 Meter vors Grün katapultierte, aber nichtsdestotrotz). Am Ende ließ die Kraft dann wieder nach, aber das konnte die Laune nicht trüben. Der angekündigte Regen blieb aus, das Thermometer kletterte gen 20 Grad Celsius und der Platz war ein Traum.

Zugegeben: Für einen norddeutschen Flachländer stellt selbst ein Maulwurfhügel eine ungewohnte Erhebung da, die sein Golfspiel völlig aus dem Tritt bringt, aber Gramacho hat es wirklich in sich. Jedes Par 3 beinhaltet einen Höhenunterschied bis zu 30 Meter und sobald man auch nur leicht vom Fairway abweicht, findet man sich nicht nur im Rough wieder (das aufgrund zahlreicher Regenfälle in den letzten Wochen ungewohnt saftig ist), sondern auch in brutalen Schräglagen. Dennoch bindet sich die Anlage natürlich in die eigentlich karge Landschaft ein und wirkt – abgesehen vom Springbrunnen an Loch 10 – zu keiner Zeit wie ein Fremdkörper.

Spielerisch hält sich die Herausforderung – wie bei den meisten Plätzen, die auf Greenfee-Spieler ausgelegt sind – allerdings in Grenzen. Wenn Bälle verloren gehen, dann allenfalls in den angrenzenden Villen, den wenigen Teichen auf den Back Nine oder wie momentan durch eingebohrte Bälle in den vom Regen aufgeweichten Fairways. Die größte Herausforderung stellt vermutlich der Wind da. Wenn die steife Atlantik-Brise so weht wie heute, ist der Platz ein Witz. An einem der kürzeren Par 5s landete ich beispielsweise mit Driver – Eisen 8 hinter (!) dem Grün. Wenn der Wind jedoch aus der entgegengesetzten Richtung kommt, spielt sich Gramacho natürlich unendlich schwieriger. Besonders, weil die sehr harten und schnellen Grüns kaum einen Ball halten. Wenn möglich sollte man den Ball schottisch flach rauflaufen lassen, ansonsten werfen die Grüns selbst ein Eisen 9 ab wie ein Rodeopferd seinen Reiter. Vor allen Dingen aber sollte man um jeden Preis die Bunker meiden. Die haben bis auf wenige Ausnahmen zwar keine hohen Bunkerwände, doch der Sandpegel ist so niedrig, dass es schon ein Kunststück ist den Ball daraus mit einem Schlag auf dem Grün zu platzieren.

Eine Besonderheit stellen die Grüns dar. Lange Zeit hatte der Platz neun Abschläge und 18 Grüns, weswegen gerade auf den hinteren neun die Löcher variiert werden können. Auf Bahn 16 hat man die ehemaligen Grüns zu einem durchgehenden kombiniert, wodurch sich theoretisch bis zu 40-50 Meter lange Putts ergeben können. Nicht gerade einfach, wenn man bedenkt, dass sich die Grüns durch eine starke Ondulierung auszeichnen, die tückischerweise meist heftiger ausfällt, als es den Anschein hat. So werden selbst 2,50 Meter lange Putts in der Regel noch zu einer echten Herausforderung.

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