Review: Tiger Woods PGA Tour 11 für die PS3

Im vergangenen Jahr habe ich an dieser Stelle Tiger Woods PGA Tour 10 für die Wii getestet. Da ich nicht jedes Jahr upgraden will, habe ich mich dieses Mal für die Couchpotato-Variante entschieden und mir bei der 2011er Version die Ausgabe für die Playstation 3 vorgenommen. Auffällig ist dabei natürlich vor allen Dingen die höhere Grafikpower der PS3, die die Jungs von EA Sports voll ausnutzen. Vor allem die Liebe zum Detail verblüfft.

Ein echtes Highlight in diesem Jahr sind die Wetter-Effekte. Wer am Tee mal nicht sofort losschlägt, sondern ein paar Sekunden wartet und die Umgebung genießt, kann sehen wie die Wolken am Himmel vorüberziehen und sich Bäume und Gräser im Wind wiegen. Besonders reizvoll in diesem Jahr ist die Dynamik der Effekte. Hat man in früheren Jahren die Runde so beendet wie man sie begonnen hat, so kann man jetzt auf den 18 Loch komplett andere Bedingungen antreffen. Da beginnt man in strömendem Regen (der übrigens so fantastisch aussieht, dass man den Schirm über dem Fernseher ausspannen möchte), irgendwann wird der Regen dann weniger bis es ganz abtrocknet. Das wirkt sich nicht nur auf die Optik, sondern auch aufs Spiel aus, da die Geschwindigkeit der Putts sich vollkommen ändert. Sogar während eines Schlags können Windgeschwindigkeit und -richtung variieren – ganz wie im wahren Leben. Und als Bonus repräsentieren die Lichtverhältnisse dann auch noch den Lauf der Sonne.

Die einzigen grafischen Defizite liegen bei den Spielern. Zwar sind die Animationen flüssig und die 25 vorhandenen Profispieler (eine Zahl, die viel zu gering ist, aber dazu später mehr) sind durchaus ihren jeweiligen Vorbildern zuzuordnen. Wer allerdings jedes Wochenende die PGA Tour im Fernsehen sieht, dem fallen schon einige Unterschiede auf: Wieso sieht Darren Clarke aus, als sei er einem Zombie-Film entlaufen? Wer hat Paul Casey so lange der Sonne ausgesetzt, dass er zehn Jahre älter aussieht? Und wo ist die Schleife, die Jim Furyk in seinem Schwung hat? Am naturgetreusten sieht da logischerweise noch Tiger Woods aus, den die Programmierer am intensivsten studiert haben.

Das Gameplay hat sich gegenüber früheren Versionen nicht wesentlich geändert. Wie gehabt kann man im Schnellspiel die verschiedensten seriösen (Strokeplay, Matchplay) und unterhaltsamen (Bingo-Bongo) Spielformen oder seinen eigenen Golfer erstellen, den man vom unbefleckten Jüngling zum neuen Tiger Woods geleiten kann (keine sexuelle Anspielung beabsichtigt). Weiterhin beginnt man dabei mit einem recht unterentwickelten Neuling, der nicht besonders weit schlagen kann und mit zittriger Hand puttet. Über verschiedene Challenges gegen Profis und Erfolge bei Turnieren gewinnt man Erfahrungspunkte hinzu durch die man einzelne Aspekte seines Golfers verbessern oder neues Material kaufen kann.

Was die Steuerung angeht, gibt es in diesem Jahr zwei Innovationen. Konnte man bisher auf jeden Ball so viel Spin geben wie man wollte, so gibt es jetzt ein begrenztes Maß an Fokus-Punkten, die man einsetzen kann um Spin zu geben, über 100% Power zu schlagen oder ein genaueres Zielfenster einzustellen. Für jede dieser Optionen werden Fokuspunkte abgezogen, so dass man sich genau überlegen sollte, wo man diese einsetzt. Die zweite Innovation ist die True-Aim-Technologie. Hierbei werden alle Hilfsmittel ausgeschaltet. Es gibt keinen Zielkreis mehr für die Schläge, stattdessen gibt ein kleines Dreieck am Horizont die Richtung vor und das einzige Hilfsmittel sind Entfernungsmarken in der Übersicht, die wie ein Birdiebook sind. Hinzu kommt, dass man nicht Draw und Fade durch einen zweiten Zielkreis einstellt, sondern dies manuell durch den Treffpunkt des Balles einstellen muss, was deutlich schwieriger ist. Eine Option, die dafür sorgt, dass in diesem Jahr nicht nach 2-3 Wochen der Spaß vergehen sollte, weil man alles in Grund und Boden spielt. Ein wenig ärgerlich ist nur, dass die Fahnenposition teilweise nur sehr schwierig zu erkennen ist, was das Zielen zur Pest macht. Auch die Perspektive des Spiels ändert sich übrigens mit True Aim. Die Kamera fliegt nicht mit dem Ball mit, sondern bleibt hinter dem Spieler wo der Ballflug mit einer Linie gezeigt wird, wie man es auf den TV-Übertragungen mit dem Pro Tracer kennt.

Kommen wir aber nun zur Hauptattraktion des Spiels: dem erstmals verfügbaren Ryder-Cup-Modus. Und um dies vorweg zu nehmen. Allein dieser macht den Kauf des Spiels für alle Golf-Fans zu einem Muss. Es ist kaum in Worte zu fassen, wieviel Spaß es macht, diesen Modus zu spielen und den Amis in den Hintern zu treten. Das Schöne dabei ist, dass man nicht nur Spieler, sondern gleichzeitig Ryder Cup Kapitän ist. Zuerst einmal darf man zusammenstellen wer auf der Bank bleibt und in welcher Konstellation die Fourballs und Foursomes auf den Platz gehen. Anschließend wählt man einen Spieler, den man bedienen will. Doch an diesen ist man nicht etwa 18 Loch lang gebunden. Nach jedem absolvierten Loch kann man sich entscheiden in welches Duell man eingreifen will. Wenn man 4up ist, macht es Sinn ein engeres Match aufzugreifen und dort Einfluss zu nehmen. Dieses strategische Denken gepaart mit dem direkten Duell bietet eine Menge Spaß.

Standardmäßig ist der diesjährige Austragungsort Celtic Manor eingestellt (auf dem ärgerlicherweise alle Computerspieler an der 17 aus irgendeinem Grund die Angsthasen-Route nehmen und nicht über die Büsche das Par 4 direkt angreifen), aber prinzipiell kann man auf jedem der 17 vorhandenen Plätze den Ryder Cup austragen. Neu in diesem Jahr sind neben Celtic Manor noch The Greenbrier, Liberty National, TPC Scottsdale und Whistling Straits dabei. Es gibt nur einen Makel am Ryder Cup Modus. Und der betrifft die Spieler. Da es insgesamt nur 25 Original-Profis gibt und für einen Ryder Cup 24 von Nöten sind, herrscht akuter Spielermangel. Dies zeigt sich besonders auf europäischer Seite, wo nicht nur Suzann Pettersen aushelfen muss, sondern auch Spieler wie der Australier Adam Scott und der Südafrikaner Retief Goosen, die – sollte es in den nächsten Wochen nicht noch eine extreme Verschiebung der Kontinentalplatten geben – nichts mit dem europäischen Team zu schaffen haben. An diesem Punkt gibt es starken Nachbesserungsbedarf. Wäre schön, wenn man sich neben zusätzlichen Plätzen dieses Jahr auch zusätzliche Spieler aus dem Playstation-Store holen könnte. Aber auch so ist Tiger Woods PGA Tour 11 die bisher unterhaltsamste und beste Golf-Simulation, die die PS3 bisher gesehen hat.

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