Ryder Cup 2014: Das Spielerzeugnis für Europa

Der Ryder Cup 2014 ist in den Büchern und es wurde der erwartete unangefochtene Triumph für das europäische Team, das eine geschlossene Mannschaftsleistung an den Tag legte. Abgesehen von Stephen Gallacher, den Paul McGinley zu Unrecht als Sündenbock deklarierte, holte jeder Europäer mindestens einen halben Punkt. Auch Martin Kaymer schrieb mit einem spektakulären Finish gegen Bubba Watson ein weiteres Kapitel seiner ereignisreichen Ryder-Cup-Karriere und hatte alles in allem, trotz Schwächen an den ersten beiden Tagen, seine bisher beste Team-Performance. Der Schwächste im europäischen Team war ausgerechnet einer, den man zuvor als großen Fels gesehen hatte. Aber für das, was Ian Poulter 2012 in Medinah geleistet hat, kann er sich auch ruhig einmal einen etwas schwächeren Auftritt leisten. Besonders wenn er aich auf Kollegen wie Justin Rose, Graeme McDowell, Rory McIlroy oder den Überraschungs-Rookie Jamie Donaldson verlassen kann.

Thomas Björn

0,5 Punkte aus 3 Starts
Der Fourball am Freitag, in dem der Däne Martin Kaymer auf seine breiten Schultern nahm und zum halben Punkt trug, war der Höhepunkt seines Auftritts in Gleneagles. Beim zweiten Fourball konnte er daran nicht mehr anknüpfen und im Einzel zeigte der Veteran mit Even Par nach 15 Löchern leider die schwächste Performance der ganzen europäischen Mannschaft. Note: 4

Ian Poulter

1 Punkt aus 3 Starts
Wenn es noch mal eine Diskussion gibt, ob Matchplay-Erfahrung oder aktuelle Form wichtiger ist: Ian Poulter gab die Antwort. Der Unbesiegbare verteidigte zwar im Einzel seine weiße Weste, wirkte aber ansonsten wie der Spieler, der seit Monaten seiner Form hinterher läuft. Bis zur Entscheidung lag er im Einzel solide, aber unspektakuläre 2 unter Par und hatte das Match gegen den ebenfalls außer Form spielenden Webb Simpson lediglich unentschieden gehalten. Im Fourball mit Stephen Gallacher schaffte er kein einziges Birdie und nur im Fourball mit Rory McIlroy ließ er sich vom Weltranglisten-Ersten mitreißen. Dass Paul McGinley es nicht wagte, Poulter auch nur einmal im Foursome einzusetzen, spricht Bände. Note: 4

Stephen Gallacher

0 Punkte aus 2 Starts
Der Schotte wird in der Presse vermutlich als große Enttäuschung des Ryder Cups zerrissen, aber man muss fairerweise auch sagen, dass Paul McGinley ihm keinen Gefallen tat. Vermutlich dachte er, ihm Ian Poulter zur Seite zu stellen, sei hilfreich. Aber der Engländer brauchte leider selber Hilfe. Immerhin erzielte Gallacher das einzige Birdie dieser Partie für die Europäer, aber dass sie dann ausgerechnet auch noch Patrick Reed und Jordan Spieth als Gegner hatten war wenig imagebildend. Dass McGinley danach Gallacher für drei Partien auf die Strafbank setzte, während Poulter noch eine Chance erhielt, war weder fair noch eine Hilfe für das Selbstvertrauen des Schotten. Der verlor dann auch noch das Einzel gegen Phil Mickelson, hatte dabei aber 16 Löcher lang gut gespielt. Note: 4+

Martin Kaymer

2 Punkte aus 4 Starts
Wie gut, dass es noch das Einzel gab. Ansonsten hätte man wieder eine lange Diskussion gehabt, warum Kaymer beim Ryder Cup zwar für große Momente sorgen kann, aber insgesamt nicht seine Topform erreicht. Doch der Sieg gegen Bubba Watson war – mit versenktem Chip zum Sieg als i-Tüpfelchen – exzellent: 5 unter Par lag Kaymer nach 16 Löchern. Bei den Vierern ist der Deutsche allerdings noch immer nicht vollständig angekommen. Im Fourball mit Thomas Björn am Freitag schulterte der Däne den Großteil der Last, am Samstag hatte das Duo mit zwei unter Par das mit Abstand schlechteste Ergebnis aller Teams, und über Kaymers Foursome mit Justin Rose decken wir lieber den Mantel des Schweigens.Note: 3

Victor Dubuisson

2,5 Punkte aus 3 Starts
Ein langer Putt von Zach Johnson am letzten Loch verhinderte die perfekte Ryder-Cup-Bilanz des Rookies. Der Franzose bildete mit Graeme McDowell einen kongeniales Foursome, so dass man sich wunderte, dass er am Samstag im Fourball nicht noch eine Chance bekam. Vielleicht hatte McGinley aber auch erkannt, dass das ein wenig viel für Dubuisson sein könnte, denn am Sonntag hatte er nicht mehr die Form. Bis zur Entscheidung lag er Even Par nach 13 Löchern. Danach wollte er verständlicherweise nur noch zum feiern, hatte aber noch die Konzentration um eines dieser grandioses Up-and-Down zu schaffen, für die er fast schon legendär ist. Note: 3+

Lee Westwood

2 Punkte aus 4 Starts
Dass Westwood das Vertrauen von McGinley fand, wurde nicht überall begrüßt, aber der Engländer zahlte es seinem Kapitän zurück. Es wäre unfair, zu behaupten, Westwood habe sich nur auf die Schultern von Donaldson gestellt und dies an seiner Niederlage im Einzel festzumachen. Bis der Cup vergeben war, lag Westwood 5 unter Par nach nur 13 Loch, hatte aber einen überragenden Jimmy Walker als Gegner gezogen. Und an den herausragenden Foursomes mit Donaldson hatte nun mal auch Westwood einen 50%-Anteil. Note: 2

Sergio Garcia

2,5 Punkte aus 4 Starts
Der Spanier kämpfte im Einzel gegen Jim Furyk wie ein Besessener um seinen Sieg. Der gelang ihm auch, obwohl da dann schon der Cup entschieden war. Nichtsdestotrotz lag Garcia bis dahin bereits bei 5 unter Par. Damit glich er den etwas schwächeren Freitag voll aus als er im Foursome und Fourball mit Rory McIlroy nur solide funktionierte. Am Samstag zeigten die beiden dann aber wieder was sie drauf haben. Note: 2+

Graeme McDowell

3 Punkte aus 3 Starts
Dass Paul McGinley im Fourball am Freitag Thomas Björn den Vorzug vor Graeme McDowell gab, verstanden nur die wenigsten. Dass er dies am Samstag wiederholte verstand man noch weniger. Denn der Nordire holte alle Punkte, die er gewinnen konnte – auch wenn es am Schlusstag mit tatkräftiger Unterstützung von Jordan Spieth und am Freitag dank freundlicher Hilfe von Bradley und Mickelson passierte. Doch sein Doppel mit Victor Dubuisson war überragend und als Spieth ihm am Sonntag die Tür öffnete, rannte G-Mac wie ein 100-Meter-Sprinter durch. Note: 2+

Rory McIlroy

3 Punkte aus 5 Starts
Was gab es für Diskussionen als es hieß, McIlroy würde einen neuen Driver einsetzen. Doch mit dem neuen Holz schlug er genauso sicher oder unsicher wie in den letzten Wochen. Seine Leistung im Einzel war schlichtweg überragend, aber auch im Fourball mit Sergio Garcia am Samstag – der nur geteilt ausging – war Rory überragend und trug den größten Teil zum exzellenten Ergebnis von 9 unter Par bei. Der Freitag war für McIlroy sowohl im Foursome als auch im Fourball unter dem, was er normal von sich erwartet, aber eigentlich grundsolide. Note: 2+

Justin Rose

4 Punkte aus 5 Starts
Bereits in Medinah war Rose zusammen mit Ian Poulter der Superstar, der in erster Linie für den europäischen Sieg verantwortlich war. Und daran knüpfte er auch in Gleneagles nahtlos an. Neben Rory McIlroy war er der einzige mit Starts in allen Partien und er verlor nicht eine einzige. Der Samstags-Fourball mit Henrik Stenson war dabei eine der besten Partien der Ryder-Cup-Geschichte, auch der Foursome am Freitag war grandios und wie er im Einzel trotz 7 unter Par nicht gewinnen konnte, wird er sich vermutlich selber. Nur der Foursome mit Martin Kaymer am Samstag war leider ein negativer Ausreißer. Note 1-

Henrik Stenson

3 Punkte aus 4 Starts
Wer weiß, wieviele Punkte der Schwede geholt hätte, wenn sein Rücken nicht am Samstag dagegen gewesen wäre. Ansonsten hätte McGinley ihn nachmittags wohl kaum auf die Bank gesetzt. Nach einem guten Fourball und einem brillanten Foursome mit Justin Rose, war der gemeinsame Fourball mit dem Engländer am Samstag einfach nur unfassbar. Auf 16 Löchern lag das Duo 12 unter Par und teilte sich dabei die Arbeit fast 50:50. Dass Stenson dann das Einzel verlor, Schwamm drüber. Mit seinem Tagesergebnis hätte er mehr als die Hälfte der US-Spieler vom Platz gehauen, aber Reed war einfach besser. Note: 1

Jamie Donaldson

3 Punkte aus 4 Starts
Der Waliser ist der heimliche Star des Ryder Cups, nicht nur weil er den entscheidenden Punkt zum Sieg holte. Im Einzel bewies Donaldson mit 5 unter nach 15 Loch erneut, dass er Gleneagles mag. Er gewann nicht nur beide Foursomes mit Lee Westwood, der vielfach als möglicher Schwachpunkt gesehen wurde, das Duo erzielt dabei sogar beide Male das beste Ergebnis. Nur im Fourball war 5 unter Par für die beiden eines der schwächeren Ergebnisse. Note: 1

  1. Schöne Zusammenfasssung, aber Martin Kaymers Analyse ist mir zu negativ.
    Samstag morgen mit Björn hat er im Fourball gegen Speith/Reed verloren, welche 8 unter Par lagen. Das haben die Amerikaner gewonnen und nicht die Europäer verloren. Da hätten auch andere gegen verloren.
    Und die anderen beiden Partien hat er mit schlechtem Ergebnis jeweils einen halben Punkt geholt. Das muss man auch erstmal schaffen.
    Und der Einzelsieg ist ja wohl allererste Sahne. Somit wäre auch eine 2 gerechtfertigt.

    1. Ich versuche mich bei der Beurteilung davon zu lösen ob ein Punkt bei heraus sprang oder nicht. Der Foursome zusammen mit Rose war nun einmal der schwächste des Tages neben Walker / Fowler und ihren direkten Gegnern.
      Und im zweiten Fourball waren Björn und Kaymer sechs Schläge schlechter als alle US-Teams (von denen Reed und Spieth nicht mal die besten waren an dem Tag). Von daher finde ich wenn man alles zusammennimmt, war das eine ordentliche Leistung. Das Einzel war natürlich gut bis sehr gut.

      PS: So langsam kommen die Bewertungen der Briten und Amerikaner raus und die meisten haben Kaymer und Westwood auf Augenhöhe als 8/9 im europäischen Team. Das kommt so in etwa mit dem hier hin.

  2. Björn & Gallacher hätte man einfach ne 5 geben können, warum denn nicht ? Björn hat einen halben Punkt mitzuverantworten (ganzen Vormittag geführt und auf der 18 dann noch eingebüßt), Gallacher war überfordert. OK gegen Mickelson hat er ordentlich gekämpft, aber da konnte er auch gar nichts verlieren. Perfektes Matchup, um einigermaßen aus der Sache rauszukommen.

    Das ist immer so eine Sache mit dem “gut gespielt, x unter Par gespielt” beim Matchplay, es hängt halt doch sehr viel vom Gegner und der Qualität des Matches ab. Die alte Weisheit “You can loose with a 67 and U can win with a 74” greift hier sicherlich auch mal wieder.

  3. Bei Dubuisson ist was völlig durcheinander geraten. Er hat doch nicht mit Westwood gespielt…

    Meiner Meinung hat er auch mindestens ne 2+ verdient. Das Einzel am Sonntag kann man doch überhaupt nicht mehr werten, weil ganz früh klar war, dass es nur noch ne Showveranstaltung wird…

    Von mir:

    Chapeau Victor

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Gamezeen is a Zeen theme demo site. Zeen is a next generation WordPress theme. It’s powerful, beautifully designed and comes with everything you need to engage your visitors and increase conversions.

Kategorien