Tom Watsons Pick-Kandidaten im Vergleich

Wenn Tom Watson heute abend seine drei Captain’s Picks für das amerikanische Ryder Cup Team 2014 bekannt gibt, stand er vor einer deutlich schwierigeren Entscheidung als sein europäisches Gegenstück Paul McGinley. Denn wo McGinley zwischen zwei ehemaligen Weltranglisten-Ersten wählen muss, hat Watson in erster Linie die Qual der Wahl zwischen etlichen Spielern, die noch grün hinter den Ohren sind. Und wo McGinley vielleicht sieben Namen ausdünnen musste, sind es bei Tom Watson mindestens ein Dutzend – so unklar ist die Lage. Im Grunde ist jeder, der in den beiden FedEx-Cup-Playoffs aufrecht durchs Ziel gekommen ist, eine denkbare Alternative für die von Verletzungen und “Auszeiten” geschwächten Amerikaner. Also spielen wir doch einmal die Szenarien für die Kandidaten anhand aussagekräftiger Statistiken zdurch, wobei den Amerikanern – Shotlink sei Dank – bessere Daten zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund finden sich in diesem Vergleich auch Werte wie die Birdie Rate oder die Kategorie Stroke Differential Field Average – eine Statistik, die die Ergebnisse eines Spielers in Relation zu den Ergebnissen des Feldes setzt und so nicht automatisch eine 70 bei der U.S. Open schlechter macht als eine 69 bei der Reno-Tahoe Open.

U.S. Points List

Die Basis aller Berechnungen bilden natürlich auch bei den USA die offiziellen Ryder Cup Punkte. Bei Tom Watson werden sie zwar nur rudimentär betrachtet werden, da er sich mit der Nominierung seiner Picks extra drei weitere Wochen Zeit lassen darf um aktuelle heißen Spieler zu wählen. Nichtsdestotrotz wird diese Liste in die Entscheidung einfließen um einen konstanten Spieler herauszufiltern.

  1. Jason Dufner 3.560
  2. Ryan Moore 3.353
  3. Brendon Todd 3.343
  4. Keegan Bradley 3.327
  5. Chris Kirk 3.288
  6. Webb Simpson 3.156
  7. Kevin Na 2.961
  8. Ryan Palmer 2.612
  9. Brandt Snedeker 2.477
  10. Hunter Mahan 2.346
  11. Bill Haas 2.152
  12. Russell Henley 1.844
  13. Billy Horschel 1.755

Weltranglistenpunkte 2014

Die US-Qualifikationsliste beginnt sogar noch früher als die europäische. In sie fließen die Major-Ergebnisse aus 2013 ein. Zudem werden die Major-Ergebnisse 2014 doppelt gewertet, so dass sie sich doch deutlich von den Weltranglistenpunkten 2014 unterscheidet – auch weil man hier noch die drei zusätzlichen Wochen berücksichtigen kann. Hunter Mahan und Russell Henley machen so einen Satz nach vorn, während Ryan Moore und der zuletzt verletzt inaktive Jason Dufner durchgereicht werden.

  1. Chris Kirk 163,33
  2. Hunter Mahan 157,17
  3. Kevin Na 133,20
  4. Keegan Bradley 126,86
  5. Brendon Todd 124,46
  6. Russell Henley 118,24
  7. Bill Haas 113,70
  8. Ryan Palmer 111,74
  9. Webb Simpson 91,08
  10. Billy Horschel 81,42
  11. Brandt Snedeker 78,87
  12. Ryan Moore 78,35
  13. Jason Dufner 76,29

Ergebnisse in den letzten 8 Wochen

Die Playoffs um den FedEx-Cup sind hochkarätig besetzte Turniere, daher wird Tom Watson einen intensiven Blick auf die Ergebnisse hier und in den unmittelbaren Wochen davor legen, um die heißesten Spieler zu identifizieren. Schlecht für Ryan Moore oder Brendon Todd, gut für Bill Haas, der als einziger zuletzt jeden Cut geschafft hat, sowie Hunter Mahan, der besonders die letzten vier Wochen exzellent war.

  1. Bill Haas 9 – 15 – 2 – 27 – 41 – 51
  2. Hunter Mahan 64 – 1 – 7 – 15 – MC – 32
  3. Webb Simpson 9 – MC – 5 – MC – 31 – MC
  4. Ryan Palmer 16 – 74 – 5 – 58 – 51
  5. Brandt Snedeker MC – MC – 5 – 13 – 12 – 25 – 58
  6. Ryan Moore 73 – MC – 40 – 8 – 12 – 7
  7. Kevin Na MC – 9 – MC – 23 – 54 – 13
  8. Chris Kirk 1 – 53 – MC – 41 – 19 – MC
  9. Keegan Bradley 16 – 53 – MC – 4 – 19
  10. Billy Horschel 2 – MC – 47 – 58 – MC
  11. Russell Henley 2 – 61 – MC – 41 – MC – 27
  12. Brendon Todd MC – 46 – 72 – 45 – 39
  13. Jason Dufner WD – 66 – 51

Major-Ergebnisse

Nur zwei der dreizehn Kandidaten haben bei allen vier Majors den Cut geschafft – ein großer Vorteil für Bill Haas und besonders Brandt Snedeker, der zudem noch eine Top-Ten und eine Top 15 aufweisen kann. Ebenfalls gut in der Spitze war Keegan Bradley, der aber auch zwei Mal nicht ins Wochenende kam.

  1. Brandt Snedeker 37 – 9 – 58 – 13
  2. Bill Haas 20 – 35 – 51 – 27
  3. Hunter Mahan 26 – MC – 32 – 7
  4. Chris Kirk 20 – 28 – 19 – MC
  5. Keegan Bradley MC – 4 – 19 – MC
  6. Ryan Palmer NA – MC – 58 – 5
  7. Ryan Moore MC – 48 – 12 – 40
  8. Brendon Todd NA – 17 – 39 – 72
  9. Russell Henley 37 – 23 – MC – 58
  10. Kevin Na NA – 12 – 54 – MC
  11. Billy Horschel 31 – 60 – MC – MC
  12. Webb Simpson MC – 45 – MC – MC
  13. Jason Dufner MC – MC – 51 – WD

Ryder Cup Erfahrung

Wie beim letzten Ryder Cup ist dieser Aspekt nicht zu vernachlässigen, denn Tom Watson hat mit Jimmy Walker, Patrick Reed und Jordan Spieth bereits drei festqualifizierte Rookies im Team. Doch richtige Veteranen sind absolut nicht im Angebot. Der größte Routinier ist noch Hunter Mahan, der immerhin schon zwei Mal dabei war und sogar das Gefühl kennt, zu gewinnen. Kein anderer Kandidat hat mehr als einen Ryder Cup erlebt, wobei Jason Dufner und Keegan Bradley bei ihrem Debüt 2012 mehr als überzeugten. Vor allem Bradley dürfte als US-Pendant zu Ian Poulter, der sogar Phil Mickelson in Ryder-Cup-Ekstase versetzte, hier kräftig Bonuspunkte sammeln.

  1. Keegan Bradley (3 Siege, 1 Niederlage, 0 Unentschieden; einziges Einzel verloren)
  2. Jason Dufner (3 Siege, 1 Niederlage, 0 Unentschieden; einziges Einzel gewonnen)
  3. Mahan (3 Siege, 2 Niederlagen, 3 Unentschieden; beide Einzel verloren)
  4. Webb Simpson (2 Siege, 2 Niederlagen, 0 Unentschieden; einziges Einzel verloren)
  5. Brandt Snedeker (1 Sieg, 2 Niederlagen, 0 Unentschieden; einziges Einzel verloren)
  6. der Rest

Match Play Qualität

Hunter Mahan ist immer noch für seine verhackten Chips im Ryder Cup und beim Accenture Match Play gegen Martin Kaymer in Erinnerung. Und dennoch ist Mahan der einzige Kandidat, den man guten Gewissens als Match-Play-Spezialisten bezeichnen kann. Einzig Ryan Moore feierte in diesem Modus noch gute Resultate – teils gehen diese jedoch noch auf Amateur-Zeiten zurück. Die meisten anderen Kandidaten schwören dann doch eher auf Zählspiel.

  1. Mahan (Accenture Matchplay 2012 und Zweiter 2013; 3:1 in Presidents-Cup-Einzeln)
  2. Ryan Moore (4:4 beim Accenture; U.S. Amateur Sieger; 2:1 in Playoffs)
  3. Snedeker (zwei Playoffs, zwei Siege; 3:2 beim Accenture Matchplay; einziges Presidents-Cup-Einzel verloren)
  4. Russell Henley (1:1 beim Accenture; 1:1 im Walker-Cup; einziges Playoff gewonnen u.a. gegen Rory McIlroy)
  5. Webb Simpson (5:3 beim Accenture; sieglos in zwei Presidents-Cup-Einzeln; 1:3 in Playoffs)
  6. Billy Horschel (1:1 beim Accenture; beim Walker Cup zwei Mal gegen McIlroy verloren)
  7. Keegan Bradley (1:3 im Accenture Match Play; einziges Presidents-Cup-Einzel verloren; 2:1 in Playoffs)
  8. Ryan Palmer (1:1 beim Accenture; 0:2 in Playoffs)
  9. Jason Dufner (2:3 beim Accenture; einziges Presidents-Cup-Einzel gewonnen; 1:3 in Playoffs)
  10. Bill Haas (1:4 beim Accenture; 0:2 im Presidents Cup; 2:2 in Playoffs)
  11. Brendon Todd (College-Champion; als Profi noch keine Matchplay-Erfahrung)
  12. Chris Kirk (beim einzigen Accenture in Runde 1 raus; Walker-Cup-Einzel verloren)
  13. Kevin Na (beide Accenture-Matches verloren; beide Playoffs verloren)

Driving Distance

Wie schon bei den Europäern ist diese Statistik nicht zu unterschätzen. Da Dustin Johnson ausfällt, haben die Amerikaner – trotz Bubba Watson – dieses Jahren ihren traditionellen Bomber-Vorteil aufgegeben. Das dürfte Tom Watson nicht unbedingt gefallen, daher könnte er auch auf diese Statistik besonderes Augenmerk legen.

  1. Keegan Bradley 302
  2. Ryan Palmer 299
  3. Hunter Mahan 295
  4. Russell Henley 293
  5. Bill Haas 292
  6. Chris Kirk 290
  7. Billy Horschel 290
  8. Webb Simpson 288
  9. Brandt Snedeker 286
  10. Jason Dufner 285
  11. Ryan Moore 284
  12. Kevin Na 280
  13. Brendon Todd 280

Strokes Gained Putting

Ryder Cups werden für gewöhnlich auf dem Grün entschieden, daher braucht man exzellente Putter im Team wie beispielsweise der Ryder Cup 2008 gezeigt hat als die USA gerade hier deutlich überlegen waren. Tatsächlich sind fast alle Kandidaten überdurchschnittliche Putter – mit zwei Ausreißern: der in diesem Jahr überragend puttende Brendon Todd und Jason Dufner, der 2014 einer der schlechtesten Putter der PGA Tour ist. Kombiniert mit seiner Verletzung keine gute Ausgangssituation für Duff.

  1. Brendon Todd +.658
  2. Webb Simpson +.390
  3. Kevin Na +.383
  4. Russell Henley +.377
  5. Brandt Snedeker +.330
  6. Hunter Mahan +.295
  7. Chris Kirk +.341
  8. Ryan Palmer +.294
  9. Keegan Bradley +.250
  10. Bill Haas +.222
  11. Billy Horschel +.007
  12. Ryan Moore -.016
  13. Jason Dufner -.578

Birdie Rate

Die Birdie-Rate ist eines meiner Lieblings-Kriterien, schließlich schlagen drei Birdies und ein Triplebogey beim Match Play vier Pars. Dankenswerterweise führt die PGA Tour diese Statistik auch separat auf, so dass man sie nicht händisch ausrechnen muss wie auf der European Tour. Und da die Amerikaner normal nicht in Europa antreten, ist auch die Vergleichbarkeit gegeben. Auffällig ist, dass der 2012 in dieser Kategorie führende Brandt Snedeker dieses Jahr ganz unten zu finden ist. So wie ihn dies damals in den Ryder Cup brachte, wird es Snedeker dieses Jahr vermutlich die Teilnahme kosten. In dieser Statistik findet sich übrigens auch ein Hinweis für alle Amateure: Wenn ihr mehr Birdies machen wollt, lasst Euch in Ryan umtaufen.

  1. Ryan Palmer 22,51%
  2. Webb Simpson 21,93%
  3. Ryan Moore 21,81%
  4. Keegan Bradley 21,71%
  5. Kevin Na 21,51%
  6. Chris Kirk 20,89%
  7. Jason Dufner 20,78%
  8. Bill Haas 20,62%
  9. Billy Horschel 20,39%
  10. Russell Henley 20,37%
  11. Brendon Todd 20,22%
  12. Hunter Mahan 19,99%
  13. Brandt Snedeker 19,80%

Stroke Differential Field Average

Die oben erklärte Kategorie Stroke Differential Field Average fördert Spannendes zu Tage. Ryan Palmer, der mit die meisten Birdies aller Kandidaten spielt, liegt hier plötzlich nur im unteren Mittelfeld. Ein Anzeichen dafür, dass er äußerst wild spielt und sich öfter mal Bogeys oder mehr leistet. Nun ist die Frage ob man eher Birdie-Maschinen oder konstante Spieler im Ryder Cup braucht? Die Antwort lautet natürlich: Beides. Gerade in den klassischen Vierern ist Konstanz Gold wert, während in den Fourballs Birdies unverzichtbar sind.

  1. Keegan Bradley +1.22
  2. Kevin Na +1.21
  3. Bill Haas +1.15
  4. Ryan Moore +1.04
  5. Brendon Todd +.99
  6. Webb Simpson +.98
  7. Chris Kirk +.97
  8. Ryan Palmer +.90
  9. Hunter Mahan +.84
  10. Billy Horschel +.55
  11. Brandt Snedeker +.49
  12. Jason Dufner +.32
  13. Russell Henley -.24

Gesamtergebnis

95 Punkte: Keegan Bradley
89 Punkte: Hunter Mahan
———————————
83 Punkte: Webb Simpson
81 Punkte: Ryan Palmer
78 Punkte: Chris Kirk
77 Punkte: Bill Haas
———————————
75 Punkte: Ryan Moore
72 Punkte: Kevin Na
68 Punkte: Brandt Snedeker
66 Punkte: Brendon Todd
61 Punkte: Russell Henley
47 Punkte: Jason Dufner
47 Punkte: Billy Horschel

Vergibt man wie bei den Europäern je nach Platzierung absteigende Punkte (von 13 bis 1), ergibt sich ein recht klares Bild, wer wohl nicht nach Gleneagles fahren wird. So gut Brandt Snedeker in den Majors auch war, seine letzten Wochen waren zu schwach und seine Stärke, das putten, dieses Jahr nicht gut genug für einen Pick. Und auch Jason Dufner ist ganz unabhängig von seiner Verletzung kein Kandidat für das diesjährige Team. Ebenso reichen die gestirgen Leistungen von Russell Henley und Billy Horschel nicht aus, um Tom Watson ernsthaft von ihnen zu überzeugen. Stattdessen werden auf jeden Fall Keegan Bradley und Hunter Mahan nach Gleneagles fahren.

Einen echten Kampf gibt es, wie bei den Europäern, um das dritte Ticket. Hier hat Ryan Moore mit seinen schachen letzten Wochen einen klaren Vorteil aus der Hand gegeben. Die Zahlen sehen Webb Simpson als dritten Kandidaten, womit Tom Watson dann auch drei Spieler hätte, die sich mit dem Erlebnis Ryder Cup bereits auskennen. Schwer vorstellbar, dass Ryan Palmer oder Chris Kirk trotz zuletzt guter Form ihm vorgezogen werden. Die vierte realistische Alternative, Bill Haas, wäre vielleicht eher eine Option. Aber ich bleibe bei den Zahlen und sage Bradley, Mahan und Simpson dürfen sich Ende September eine weitere Niederlage abholen.

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